Assessment
Testung
Prüfung

Wie werden Tests sinnvoll?                                                         

Das Testen von Wissen und Fähigkeiten bestimmt schulische Bildung: Es soll klären, wer auf welche Schulart gehört, wer die Jahrgangsstufe wiederholt oder weiterkommt, es soll den nötigen Druck, die notwendige Motivation zur Aktivierung erzeugen und aufrecht erhalten - und natürlich den Schülern Orientierung über ihren Leistungsstand bieten.

 

Da wir fast ausschließlich final - am Ende von Unterrichtseinheiten - prüfen, und die Korrekturen wenig wahrgenommen werden, findet aber kaum 'formative Testung' statt, die den weiteren Lernprozess transparent gestalten hilft. Die stark angstbesetzte Bedeutung von benoteten Tests verhindert diesen produktiven Einfluss zusätzlich. 

 

So sind die Ziele einer Prüfungsagenda im Phänomen-basierten Lernen in der Labor-Kultur des FutureLabs:

 

1. Selbststeuerung des Testens durch Schüler

2. Transparenz und Kontinuität durch Monitoring

3. Formative Produktivität zur stetigen Lernverbesserung 

Erster Schritt: Schüler entwickeln Testungen

In der 1. Input-Phase könnte eine erste Kleingruppen-Arbeit in einem der beteiligten Fächer Raum für selbständig entwickelte Test-Instrumente bieten:
 

Die Gruppe von 3-5 Schülern erarbeitet eine überschaubare Fragestellung innerhalb von 1-3 Stunden, die sie anschließend den Klassenkameraden als Element einer arbeitsteilig erworbenen Themeneinheit anbieten.

 

Dabei bedenken sie nicht nur in der Gruppe, wie die Zusammenhänge zu verstehen und gut darzustellen sind, sondern auch,

- was die Mitschüler behalten sollten

- wie dieser Wissenskern zu überprüfen wäre.

 

Diese Überlegungen führen zu einem selbst erarbeiteten Testverfahren und fördern die Schüler in Metakognition, also dem übergeordneten Verstehen von Lern- und Behaltensprozessen. 

Fragestellungen

  1. Was soll die Testung leisten?
  2. Wie soll die Testung laufen?
  3. Welche Inhalte sollen getestet werden?

 

Inhalte

  1. Wissen & Fakten
  2. Verständnis & Zusammenhänge
  3. Fertigkeiten & Techniken

 

Hintergrund

  1. Verständnis über Gehirnvorgänge
  2. Möglichkeiten der Überprüfung
  3. Perspektiven der Verbesserung

 

 

Soll der Test überprüfen, 

- ob genug gelernt wurde, 

- ob ein fester Wissenskanon langfristig gemerkt ist, 

- ob das Wissen anwendbar ist

- ob eine neue Fähigkeitsstufe erreicht ist?

 

 

 

Was soll langfristig gespeichert sein?

- welche Fakten, Fachbegriffe

Was soll verstanden werden?

- welche Zusammenhänge, logischen Verknüpfungen, Netzwerke oder Verbindungen zu anderen Wissensfeldern

Was soll man können?

- welche Tätigkeiten, Techniken und Skills

 

- Wie kann sich das Gehirn dieses Wissen, diese Zusammenhänge am besten speichern, an welchem Vorwissen könnten sie anknüpfen?

- Wie lässt sich die Speicherung und Anwendungsmöglichkeit dann überprüfen?

- Wie kann das nach den Testergebnissen optimiert werden?

Testungen über ChatGPT entwickeln 

KI kann Testungen und Monitoring-Verfahren grundsätzlich -  Schüler und Lerhkräfte entlastend - entwickeln und Auswertung unterstützen. Die eigenständige Entwicklung hilft den Schülern allerdings, viel zielgerichtete und tief blickende Aktivität auf die Thematik zu richten - Meta-Kognition!

 

Auch einmal mit etwa ChatGPT zu arbeiten, kann hier aber neue Impulse und Möglichkeiten aufzeigen, Zeit sparen helfen.

 

Es muss aber unbedingt die aktive und kritische Auseinandersetzung mit einem geeigneten Prompt und vor allem mit der dem Vorschlag der KI geschehen. 

 

Dabei ist insbesondere zu beachten, dass die Quellen nie genau die Anforderungen unserer Aufgabenstellung treffen und die Ergebnisse also lediglich geordnet und passend wirken. Sie als Anregungen zu nehmen, fällt uns bei unserer Trägheit im Angesicht einer fertigen Lösung schwer - und das muss den Schülern klar werden!

Beispiel: 'Grundlagen des Klimawandels' in Jahrgang 7-10

 

PROMPTS

1. Entwickle formatives Assessment zu 

  • Grundlagenwissen
  • interdisziplinären Zusammenhängen

mit Blick auf Deeper and Brainfriendly Learning

 

2. Entwickle Auswertungsverfahren

 

RESULTATE

1. Vorwissen über Concept Maps

2. Interdisziplinäre Bezüge über Multiple Choice

3. Tiefes Verständnis über digital gestützte Simulationen und Modellierungen

4. Gruppen-Projekt-Aufgabe zum Deeper Learning

Testmethoden

Fakten-Wissen abfragen

  • offene - geschlossene Fragen
  • Multiple Choice
  • Lücken ausfüllen
     

Verständnis und Verbindungen testen

  • MindMapping, Beziehungsbilder, Netze
  • Simulationen insbesondere über digitale Tools
  • Modellierungen/Projektionen von Zusammenhängen
  • Anwendung, Realdatenauswertung

 

Deeper Learning stärken

  • Wiederholung und Anwendung mit weiteren Quellen
  • Interaktion und Kommunikation
  • aktiv und kreativ entstandenes Produkt

 

 

Monitoring 
          Zeiträume unter Kontrolle

Formatives Assessment, das Lernprozesse stetig verbessert - weil es Schülern metakognitiv hilft, ihr Lernen, Verstehen und Behalten zu kontrollieren - braucht Kontinuität und Transparenz:

Schüler sollten immer im Blick haben, 

  • wie sich Anforderungen und Themen entwicklen 
  • wie sich ihr eigenes Lernen, Verstehen und Behalten entwickelt 
  • wie sie sich immer weiter verbessern können.

Dazu braucht es MONITORING von Anforderungen und Leistung.

 

 

Herausforderungen

  • einfache Auswertung von Leistungsständen
  • Sichtbarkeit von Leistungsentwicklung und Lücken
  • Vorschläge zur Verbesserung

Digitale Tools?

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Eine zentrale Rolle beim Monitoring spielt die Dokumentation des Lernfortschritts.

 

Sie sollte die Motivation und Planung des Lernverhaltens bei den Schülern optimieren, ihnen das Gefühl geben, alles im Griff zu haben, wirksamen Einfluss auf ihren Lernprozess zu haben.

 

Überschaubar und stets aktualisiert sollte sichtbar werden:

  • Lernvorgaben für diesen Lernabschnitt            Was muss in diesem Jahr geleistet werden?
  • Zwischenziele & Einzelfähigkeiten                     Wie fächern sich die Anforderungen auf?
  • Überprüfungsmöglichkeiten und - zeitpunkte   Wann und wie kann getestet werden?
  • bisherige Leistungserhebungen                          Was kann, was weiß, was verstehe ich schon?
  • Lösungswege                                                      Wie kann ich meinen Leistungsstand verbessern?

Einfachster Zugang im Schulmanager

 

Gerade in der fünften Klasse der weiterführenden Schule ist ein digitales Tool für die Planung und das Monitoring von Lerninhalten und Leistung problematisch. Hier kann eine Schulmanager-App in Abteilungen wie 'Lernen' die Möglichkeit bieten, Inhalte für das Halbjahr oder Schuljahr einzusetzen, den Zeithorizont zu benennen und Info-Materialien sowie Testungs-Settings anzubieten. All das sollte natürlich auch von Schülern eingegeben werden.

 

In dieser Zusammenstellung sind auch Phasen mit Phänomen-basiertem Lernen gekennzeichnet und Überschneidungen mit anderen Fächern markiert.

                                        Planungs- und Scrum-Tools

 

In höheren Klassen können Planungs-Apps wie Trello, Padlet oder MeisterTask einzelne Aufgabenbereiche noch besser strukturieren, Eingaben von Schülern und der Lehrkraft besser anlegen, Prioritäten, Gruppierungen und Kommentare sowie Chats ermöglichen. 

 

In diesem Trello eines Oberstufenkurses Politik sind Themenbereiche mit Informationsmaterial und Zeitfenstern angelegt, die Schüler stellen kreative Arbeitsergebnisse in Form von Modellen, Zeichnungen oder Filmen zu einzelnen Aspekten ein, die von der Lehrkraft und den Mitschülern kommentiert werden. 

 

Eine letzte Spalte zeigt Probe-Klausuren mit Bewertungshorizont. Hier können auch Schüler einzelne Testmöglichkeiten für ihre Spezialgebiete einstellen.

 

Die Schüler entwickeln zu den politischen Fragestellungen 3D-Modelle und erläutern sie - als Hausaufgabe oder Gruppenarbeit. Mitschüler kommentieren und ergänzen.

 

 

 

Trello oder MeisterTask brauchen eine Mailadressen-gestützte Anmeldung, Padlet ist mit Link erreichbar. Das macht letzteres Tool leichter allen Schülern zugänglich, allerdings ist Padlet durch die nur mit einem Inhalt ausstattbaren Karten weniger übersichtlich zu gestalten. 

 

Und: Neben einem Schulmanager weitere Tools zu nutzen ist stets riskant - sie müssen wenigstens stabil verlinkt sein! Ansonsten gilt besonders in der Schule der PR-Grundsatz:

 

'Bleibe möglichst auf einer Plattform!'

Testen = Lernen
So funktioniert 'Retrieval Practice'

Entscheidend für effektive Prüfungsverfahren ist das Verständnis, dass Testen nicht nur Wissensstand-Erhebung ist, schon gar nicht bloßes Füllen von Notenlisten, sondern den eigentlichen Lernvorgang darstellen kann. In der amerikanischen Kognitions-Psychologie firmiert dieser Vorgang als 'Retrieval Practice' ('Abrufverfahren' oder 'Abfrage-Praxis') seit rund zwanzig Jahren. Viel Forschung im angelsächsichen Raum entwickelte das Potenzial des Lernens durch Abrufen weiter und bestätigte seine Wirkung auf Schule und Universität.

 

 

 

Wie funktioniert Retrieval Practice?

 

Das Prinzip besteht darin, einen Wissensgegenstand von einer Quelle (Arbeitsblatt, Buchtext, Lehrervortrag, ...) aktiv im Wissen aufzunehmen, dass der Lernende danach OHNE QUELLE die Zusammenhänge aus dem Gedächtnis wieder entfaltet ('abruft'). Das kann durch eine Zeichnung mit Begriffen im Sinne eines MindMap geschehen, durch einen gestisch unterstützen Vortrag, einen Text oder auch einem Modell aus Gegenständen. 

 

Diesen Retrieval-Vorgang sollte man nicht nur direkt im Anschluss an dei Präsentation der Quelle über das Arbeitsgedächtnis leisten, sondern in intelligenten, immer größer werdenden Abständen über die Zwischenlagerung im limbischen System und dann die Spuren im Neokortex, also dem Langzeitgedächtnis: also eine Stunde später, am näcshten Tag, drei Tage später. ('Spaced Retrieval Practice')

 

Warum funktioniert 'Retrieval Practice'?

 

Retrieval Practice gehört bezeichnenderweise zum Forschungsbereich des 'Active Learning'. Wenn wir wissen, dass wir nach einem Input über Arbeitsblatt, Vortrag oder Buchseite den 'auswendigen' Abruf ohne Quelle leisten müssen, schaltet unser Gehirn über Botenstoffkreislauf und elektromagnetische Disposition auf 'erhöhte Aufmerksamkeit', es aktiviert sich automatisch physisch. Während des Abrufs, der als intensiv und anstrengend erlebt wird, entstehen im Gehirn vor allem innere Bilder von den Elementen und Zusammenhängen  des Wissens, die dann in Zeichnung, Text oder Schauspiel konkretisiert und übersetzt werden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch diese Intensität und Aktivierung erst werden die mit dem WIssensgegenstand assoziierten Nervenfasern 'myelinisiert', das heißt, sie werden von einer weiteren leitfähigen Fettschicht umwickelt, und die Synapsen als Überträgerstellen der biochemischen Botenstoffe vergrößern sich. Der Gedanke wird also 'physisch eingebrannt'.

 

Gleichzeitig erhält der Wissensgegenstand über die aktive, vielleicht lustvolle, kreative, vielkanalige Auseinandersetzung 'Marker', die in den REM-Schlaf-Phasen für ein mehrfaches, schnelles und aktives Wiederholen und damit weitere Myelinisierung sorgen. Lernen geschieht nun  'von alleine'!

            Myelinschichten (blau) an den Axonen

            Bildquelle: Alfred Pasiefka, Science Photo Library

 

Wann ?

  • alle Schüler beim häuslichen Lernen
  • zu Beginn einer Unterrichtsstunde
  • am Ende einer Lerneinheit
  • als Abruf im Flipped Classroom

Wie ?

  • als Text
  • als MindMap
  • als Modell
  • als gestisch unterstützte Erzählung

 

 

 

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